Ich wurde für den Preis der diesjährigen art.fair nominiert.
Der Gesellschafter art.award forderte junge Künstler auf, sich mit der Fragestellung: »In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?« auseinanderzusetzen und ihre Assoziationen in einem Kunstwerk wiederzugeben. Die Gewinner werden zum einen durch eine Jury und zum anderen über eine Publikumsabstimmung ermittelt. Die Stimmabgabe ist auch online möglich. art.fair 2006 EXPO XXI, Gladbacher Wall 5, 50670 Köln
Vernissage Mi. 01.11.2006, Einlass 18:30 Uhr Messetage Do. 02.11.2006 bis So. 05.11.2006 Öffnungszeiten Do. - Sa. 14:00 bis 22:00 Uhr, So. 11:00 bis 19:00 Uhr
"Setzkasten" Ludwig Zeller
120 x 110 cm, Fotografie, Laserbelichtung / Dibond, 2006
Es sind Menschen, die etwas lernen möchten. Ludwig Zeller zeigt auf seinem Bild "Setzkasten" Besucher einer Volkshochschule, die sich vermutlich aus den unterschiedlichsten Gründen dazu entschlossen haben, noch einmal die Schulbank zu drücken. Für viele der dargestellten älteren Personen mag der Anreiz wohl sein, die Zeit des Ruhestandes zu nutzen, um sich Dinge beizubringen, für die sie bisher nie Zeit hatten. Doch auch junge Leute sind auf dem Bild zu sehen, eventuell auf der Suche nach einer zusätzlichen Qualifikation um eine Arbeit zu finden, die sie erfüllt oder überhaupt angestellt zu sein. Die Personen wurden mit einer Videokamera aufgenommen, während sie sich mittels eines Paternosters auf dem Weg zum Unterricht befanden. Anschließend wurde aus edem der aufgezeichneten Einzelbilder durch einen algorithmischen Scanprozess ein horizontaler Schlitz extrahiert und nach und nach zu einem Ergebnisbild zusammengefügt. Digitale Artefakte, die als Nebeneffekt des Scanprozess auftreten, geben dem Motiv eine eigene ästhetisch-stilistische Note.
Das Resultat ist eine Bildkomposition, die der eines Setzkasten ähnelt. Doch anstatt verstaubten Metallfiguren finden sich darin Menschen, die den Antrieb haben, ihre freie Zeit zu nutzen. Doch die Posen der Körper sind teils ängstlich, teils resigniert. Ihre Haltung ist nicht für die Aufnahme inszeniert, sondern spontan aus ihrem Leben gegriffen. Vielleicht ist es ja auch ein Zwang, der die Menschen antreibt? Vor allem für Menschen, die am Beginn ihres Berufslebens stehen, werden zunehmend höhere Erwartungen gestellt, die viele nicht erfüllen können und somit zu gesellschaftlichen Randfiguren werden. Durch die Montage zu einem lebensgroßen Setzkasten befinden sich die offenen Aufzugskabinen der dargestellten Personen in scheinbar bedrohlicher Höhe. Das Bild erscheint wie ein skurriles Soziogramm durch digitale Fotomontage.
|